Mevlana Jellaludin Rumi - Der Pol der Liebe

Komm, komm, wer immer du bist,
Wanderer, Götzenanbeter,
du, der du den Abschied liebst,
es spielt keine Rolle.
Dies ist keine Karawane der Verzweiflung.
Komm, auch wenn du deinen Schwur
tausendfach gebrochen hast.
Komm, komm, noch einmal, komm!

Mevlana Jelaluddin Rumi, auch als „Pol der Liebe“ bekannt, war vielleicht der größte Sufi-Dichter und Mystiker aller Zeiten. Er wurde am 30. September 1207 in Balkh in der Provinz Korassan, dem heutigen Afghanistan, geboren und starb am 17. Dezember 1273 in Konya, in der Südtürkei. Die sechs Bände des Mathnawi sind ein Werk über die Gottesliebe und die Evolution der Seelenreise zu Gott.

Eva de Vitray-Meyerovitch, die große Islamwissenschaftlerin und Übersetzerin, sagte einmal: „In Rumi öffnete sich die volle Rose des Göttlichen im Menschen. Er gab uns allen für immer ein Zeichen dafür, was in einem völlig dem Licht ergebenen Leben möglich ist.“

Der Heilige Franziskus predigte bereits, als Rumi noch ein Kind war. In dieser Zeit war es lebenswichtig, einen wahren Geschmack der Freiheit zu bekommen, die in der Erkenntnis der Universellen Wahrheit liegt, und die ist in der Essenz aller großen Weltreligionen enthalten. Rumi war ein Mensch, dessen Grad an Gnosis alle religiösen Formen einschloß und gleichzeitig darüber hinausging. „Ich bin weder Christ noch Jude, weder Gabr noch Moslem. Mein Ort ist das Ortlose, mein Spur ist das Spurlose. Ich kenne nur Ya-Hu und Ya-Man-Hu.“

Rumis Name war Jelal-uddin. „Rumi“ kommt von „Rum“, der Region in der Türkei, wo er sich schließlich niederließ. Sein Vater, Baha'addin Veled, war ein berühmter Theologe, Sufimeister und Visionär. Rumi wurde in eine unserer Gegenwart nicht unähnlichen Zeit chaotischer Gewalt und Unruhe hineingeboren. Im Alter von 12 Jahren war er gezwungen, mit seinem Vater aus Balkh zu fliehen .

Zehn Jahre lang zog seine Familie durch ganz Kleinasien und Arabien, bis sie schließlich eine Heimat in Konya fand. Es wird berichtet, dass sie auf der Wallfahrt nach Mekka unterwegs in Nishnapur, in Zentraliran, Station machten, wo der junge Jelal dem großen persischen Mystiker Attar, dem Verfasser der „Konferenz der Vögel“, begegnete. Dieser sagte über ihn: „Dieser Junge wird ein Tor im Herzen der Liebe öffnen und eine Flamme in das Herz aller mystischen Liebenden werfen.“ Später auf dieser Reise kamen sie nach Damaskus, wo er Ibn Arabi, den größten Sufi-Philosophen und Metaphysiker seiner Zeit traf. Die Legende sagt, dass Ibn Arabi, als er Rumi hinter seinem Vater gehen sah, ausrief: „Gelobt sei Gott! Ein Ozean geht hinter einem See!“

Als er dem wandernden Derwisch Shamsi-Täbriz begegnete, war Rumi bereits ein angesehener Lehrer, ein Meister der Sufilehren, und der Direktor einer Universität in Konya. Durch die Macht der Gnade verwandelte Shams Rumis Leben und erweckte die Wahrheit in ihm. Die Geschichte will es, dass Shams bei ihrem ersten Treffen alle Bücher Rumis in einen Brunnen warf. Dann sagte er ihm, dass er sie trocken wieder herausholen würde, wenn er sie immer noch bräuchte. Es war die Gelegenheit für Rumi, dass sein ungeheures Buchwissen samt seinem großer Respekt dafür durch göttliches Wissen und eine unmittelbare Gotteserfahrung ersetzt werden konnten.

Achtzehn Monate, nachdem er in Rumis Leben getreten war, verschwand Shams. Ein unstillbares Verlangen nach Dem Freund verzehrte Rumi, und dieses Verlangen trieb ihn zur Vereinigung mit Dem Geliebten. Schließlich erkannte er: „Warum sollte ich suchen? Ich bin dasselbe wie er. Seine Essenz spricht durch mich. Ich habe mich selbst gesucht.“

Rumi starb am 17. Dezember 1273 in Konya bei Sonnenuntergang. Der Himmel färbte sich tiefrot. Rumi, dieser Freund aller Hautfarben und Glaubensbekenntnisse, wurde von Christen, Juden und Moslems gemeinsam betrauert, als sie an seinem Sarg vorbeizogen. In seinem Leben manifestierte Rumi den Atem des Mitgefühls und der Liebe. Durch die Leidenschaft seiner Worte können wir das Echo der Wahrheit in unserem Herzen hören, das uns weiterhin geleitet.

„Wir sind die Musik, doch die Musik ist Dein.“ (Mevlana Jelaluddin Rumi)

Literaturhinweise:
The Rumi Collection, Hg. Kabir Helminski, Shambala, 2005, p. xii
The Essential Rumi, Übers. Coleman Barks, „On Rumi“

Für mehr Informationen zu Rumis Leben und Werk und viele weitere Links verweisen wir auf den wikipedia Artikel. Weitere Links zu Rumi finden sich auf der Website von Coleman Barks, einem der bekanntesten Rumi-Übersetzer in der englischen Spreache http://www.colemanbarks.com/links.php.